- Artikel-Nr.: 978-3-89680-744-1
Evagrius Ponticus fasst in diesem Buch die Lehren der Wüstenväter über das Gebet zusammen und deutet die Erfahrungen, die wir auf dem Weg der Kontemplation machen.
Er zeigt, wie das Gebet zur Grundlage von Freude und Dankbarkeit wird, zu Demut und Milde führt und Traurigkeit und Mutlosigkeit vertreibt. Er beschreibt, wie wir uns vor Ärger, Zorn und beunruhigenden Gedanken schützen können und im Gebet zur Ruhe kommen. So ist es nicht nur Gewohnheit, sondern wird mehr und mehr zur inneren Erfahrung.
Mit einer Einführung von Anselm Grün und John Eudes Bamberger.
Leseprobe preview
Einführung von Pater Anselm Grün OSB:
Viele Menschen sehnen sich danach, beten zu können. Doch zugleich leiden sie darunter, dass sie nicht wissen, wie sie beten sollen. Und wenn sie mit dem Beten beginnen, haben viele den Eindruck, dass es ihnen nicht gelingt. Die Gedanken schweifen ab. Sie finden nicht die Worte, um zu Gott beten zu können. Die vorgeformten Worte verstehen sie nicht, die eigenen persönlichen Worte kommen ihnen leer vor. Manche meinen dann, sie seien religiös nicht begabt, sie seien nicht für das Gebet geschaffen und schon gar nicht für Kontemplation.
Vor über 1600 Jahren hat Evagrius Ponticus das Traktat "Über das Gebet" geschrieben. Er hat damals den Menschen seiner Zeit einen Weg gewiesen, wie sie beten können. Er hat mit seinem Werk auf die Bitte eines anderen Mönch reagiert, der wissen wollte, wie er beten solle.
Die Frage ist, wie uns dieser alte Text heute in unseren Schwierigkeiten mit dem Beten helfen soll. Evagrius gibt keine konkreten Anweisungen, wie wir beten sollen. Aber er sagt uns etwas Wesentliches über das Geheimnis des Gebetes. Er ist fasziniert von der Gabe des Gebetes. Gott selbst hat dem Menschen das Gebet geschenkt, damit er im Gebet seine Würde vor Gott erkennt. Die eigentliche Würde des Menschen besteht darin, mit Gott vertraut zu sprechen und mit Gott eins zu werden. Gebet gipfelt für Evagrius in der Kontemplation, im Beten ohne Worte, im stillen Einswerden mit Gott. Bevor wir im Gebet mit Gott eins werden, machen wir verschiedene Erfahrungen mit uns selbst. Und diese Erfahrungen gilt es ernst zu nehmen.
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